Lightroom Classic Denoise AI ...

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obmat
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#41

Beitrag von obmat »

kate hat geschrieben: Sa 6. Mai 2023, 10:43
obmat hat geschrieben: Sa 6. Mai 2023, 10:24 die Frage richtet sich natürlich an alle, die sich an der Runde beteiligen, oder mitdiskutieren wollen.
Somit auch an dich RWF... :klimper:

Das grosse Bild und das kleine Bild befinden sich auf 2 versch. Ebenen - nicht in PS :oops: welche möglicherweise - dies meine Frage - zusammenhängen. Anders ausgedrückt;

hat die Konfektionierung und Uniformierung der aktuellen Bildsprachen; mit immer mehr gleich aussehende, langweilige Fotos, deren Aesthetik nichts mehr mit dem Inhalt zu tun hat - mit den technsichen "Fortschritten" der Bildgenerierung zu tun?
Na klar. Es ist das Sein dass das Bewusstsein bestimmt. Wenn dein Sein seine Climax in Form von TikTok Filtern findet produzierst du deine Sachen eben auch entlang dieser Bedürfnisse.
Gut dann relativiere ich - in deinem (??) Sinne:
da TikTok Filter potentiell allen zugänglich sind, werden sie öfter eingesetzt, als es - um beim Beispiel zu bleiben - bei 4/5 der Fall war.
Die "Demokratisierung" oder Verbreitung von bildgenerierenden Medien trägt nicht unbedingt zu höhrerer Qualität von Fotos bei.

ist das nun Anti-aufklärerisch? :klimper:
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obmat
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#42

Beitrag von obmat »

kate hat geschrieben: Sa 6. Mai 2023, 11:12.......

Ich bin aber auch sicher, dass es daneben jede Menge Kitsch schon immer gegeben hat. Ganz zu schweigen von Mist.
:nicken: :nicken:
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obmat
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#43

Beitrag von obmat »

Mit der Technologie — zum Beispiel mit der Informationstechnik — gibt es einen Effekt der Realisierung der Welt.
Die Welt, die seit Urzeiten aus Mythen, Phantasien, Erzählungen und Fabeln bestand, wird durch die Technologie real gemacht. Diese Materialisierung scheint mir eine Katastrophe im etymologischen Sinn des Wortes zu sein.
Daß alles und jedes den Realitätseffekt annimmt, ist eine Art von Tod. Man kann sich ein Stadium Vorstellen, in dem alle Gedanken, die man hat, unmittelbar vom Computer realisiert werden können.

Ich verurteile die Technologie nicht, sie ist faszinierend, sie hat im speziellen ganz wunderbare Effekte. Aber mit diesem Effekt der Materialisierung der Welt verschwindet das Mögliche, das Imaginäre und die Illusion.
Doch die Illusion ist vielleicht lebenswichtig. Eine Welt, die keinen einzigen Illusionseffekt mehr haben wird, wird vollkommen obszön, materiell, exakt und perfekt seln.“

J. Baudrillard, in „Die Fatalität der Moderne“. Paris 1983

................
Nota obmat
Katastrophe, Etym: griech. katastrophḗ (καταστροφή) ‘Umkehr, Wendung’
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Macci
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#44

Beitrag von Macci »

Wenn aber die KI aus ihrer eigenen Logik heraus Dinge und Bildteile hinzuerfindet (Schriftzeichen, die keine sind, Landschaftsteile, die aus dem "Nichts" ergänzt werden, Himmel, die sich jederzeit problemlos ersetzen lassen), sind wir da nicht schon wieder im bereich der Mythen, Phantasien, Erzählungen und Fabeln? :klimper:
Nur die Erzählerin ist diesmal eine andere.
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obmat
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#45

Beitrag von obmat »

Macci hat geschrieben: Di 9. Mai 2023, 13:27 Wenn aber die KI aus ihrer eigenen Logik heraus Dinge und Bildteile hinzuerfindet (Schriftzeichen, die keine sind, Landschaftsteile, die aus dem "Nichts" ergänzt werden, Himmel, die sich jederzeit problemlos ersetzen lassen), sind wir da nicht schon wieder im bereich der Mythen, Phantasien, Erzählungen und Fabeln? :klimper:
Die aktuellen Mythen (Mythos, von altgriechisch μῦθος, „Laut, Wort, Rede, Erzählung, sagenhafte Geschichte) liegen menschliche Erfahrungen zugrunde, die bei von Algorithmen produzierten Narrativen fehlen.

Wieso hat die konkrete Kunst oder auch Op-Art, mit ihren mathematischen und algebraischen Formeln, Mühe als "Kunstform" wie jede andere wahrgenommen und akzeptiert zu werden?
Suchen wir nicht nach Formen, Farben, Gegenständen, denen wir eine symbolische Bedeutung geben können, deren "weisse Flecken" wir selbst ausmalen, konkretisieren? Mögen wir nicht ein Echo, eine Variation eines Bildteils auf einer anderen inhaltlichen Ebene, um das Bild reich-haltig zu machen und der Beliebigkeit zu entrinnen?
Bei KI fehlt das oder sieht eben, nach Baudrillard, obszön aus.

Für meinen Teil mag und stelle ich Bilder her, die bewusst "weisse Flecken" und Schwerpunkte/Konzentrationen haben und lasse manche Bildteile gerne in einer Unschärfe, die der Fotografie eigen ist.
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kate
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#46

Beitrag von kate »

Das gilt für Polaroids eigentlich auch. :D ..und dazu kommt noch die Gemeinheit, dass das Bild sich im Laufe seines Lebens in immer abstrakterer Charakteristik präsentiert und einen Hang zum depressiven Schwachzweiss nicht leugnen kann. Polaroids sind in abstrakter Weise stellvertretend für den Verfall, den Untergang des Bildgebenden, der perfiden Tötungsmechanik im Inneren des Material und gleichwohl unglaublich beliebt beim Fotografen und früher auch beim Publikum! Letzteres bestimmt nicht weil das alles Leute waren, die Lust an morbidem Verfall spürten, oder? :D

Früher stand ich im Garten und hielt die Gartenspritze im Anschlag und meine Mutter machte ein Polaroid davon und das Foto ist mir doch glatt in die Hände gefallen und da wusste ich es wieder, was ich lange vergessen hatte: Polaroids machen aus einer lustigen 12-Jährigen eine Klimtsche Zombie-Schrei Adaptation in bleich und ekelig und so werde ich aussehen wenn ich ganz tot bin, an ein Bohnenrankgerüst gebunden und den Käfern zum Frass vorgehangen.

Ich mache aus meinem Ekel gegenüber der Polaroidtechnik kein Hehl, aber ich vermeide es das den Leuten auf die Nase zu binden und nicke freundlich zu modernen Polas. Wenn man aus Freundlichkeit lügt ist es bestimmt ganz kalt in der Hölle... hinterher. :D
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obmat
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#47

Beitrag von obmat »

Polas stülpen über alles die Polaästhetik, welche in den 80igern in der Kunst en vogue war, jedoch - meiner Auffassung nach - halt auch nur eine von vielen Verfremdungstechniken sind. Und man konnte sogar noch draufkritzeln, dh wieder einen Schritt zurück, in die Umarmung der Malerei, also mit grösserer Akzeptanz (im Kunstmarkt) als fotografische, dh. maschinengeborene Kunst.

Ich schenk dir nen Tatschenwärmer...
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kate
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#48

Beitrag von kate »

:D .. ok, wir sehen uns dann im inneren Kreis der Hölle wo's so bitter kalt ist. :D
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MassMover
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#49

Beitrag von MassMover »

obmat hat geschrieben: Di 9. Mai 2023, 14:16 Die aktuellen Mythen (Mythos, von altgriechisch μῦθος, „Laut, Wort, Rede, Erzählung, sagenhafte Geschichte) liegen menschliche Erfahrungen zugrunde, die bei von Algorithmen produzierten Narrativen fehlen.
Aber das Ausgangsmaterial, mit dem sämtliche KI-Modelle trainiert werden, egal ob bild-kreierende oder Textmodelle, sind doch menschliche Erfahrungen.

Beim Betrachten von Kunst erst fängt dann bei mir die Einordnung an. Kulturelle Referenzen, die ich erkenne, lösen bei mir einen Reflex aus, kenne ich sie hingegen nicht, bleiben sie mir vielleicht verborgen, oder ich fülle sie mit meiner eigenen Interpretation.

Wenn die KI in ein generiertes Bild eine Merkwürdigkeit hineinsetzt, kann ich mir darüber Gedanken machen, ob die Technik noch nicht ausgereift ist. Wüsste ich hingegen nicht, dass das Bild KI-generiert ist, würde ich mich fragen, was sich der Künstler wohl dabei gedacht hat. Genauso kann ich aber mich fragen, welche nicht offensichtliche Verknüpfung die KI zwischen den von mir vermuteten verschiedenen Domänen an Trainingsdaten (das technische Pendent zum individuellen Background eines menschlichen Künstlers) hier gezogen hat.
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obmat
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#50

Beitrag von obmat »

MassMover hat geschrieben: Di 9. Mai 2023, 15:25
obmat hat geschrieben: Di 9. Mai 2023, 14:16 Die aktuellen Mythen (Mythos, von altgriechisch μῦθος, „Laut, Wort, Rede, Erzählung, sagenhafte Geschichte) liegen menschliche Erfahrungen zugrunde, die bei von Algorithmen produzierten Narrativen fehlen.
Aber das Ausgangsmaterial, mit dem sämtliche KI-Modelle trainiert werden, egal ob bild-kreierende oder Textmodelle, sind doch menschliche Erfahrungen.

Das stimmt teilweise, trifft lediglich für die formalen und technischen, d.h. programmierbaren Aspekte, jedoch nicht für die inhaltlichen, zu.
Um bei einem Bildbeispiel zu bleiben: HDR (HighDynamicRange)-software war vor einigen Jahren beliebt; sie rechnet unterschiedliche Belichtungen nach eigenen Logarithmen, also automatisiert, zusammen: das meiste was damals davon zu Sehen war, war - pardon - Mist resp. langweiliger Effekt.
Nach technischen Vorgaben wurden Belichtungen kombiniert, ohne inhaltliche Präferenzen. Erst selektive Montagen, d. h. Ebenenmasken, bei denen inhaltlich wichtige Bildteile anders behandelt wurden als unwichtige Bildteile, also eine bewusst getroffene Auswahl mit inhaltlichem Bezug, machte HDR zu einem tool, welches nicht Selbstzweck war.
Ein Mensch, mit Bezug und Gefühl für das Thema sowie bildlicher Intuition war nötig, um inhaltliche Entscheidung zu treffen, um etwas Interessantes herzustellen. Genau diese Punkte fehlen KI.
Beim Betrachten von Kunst erst fängt dann bei mir die Einordnung an. Kulturelle Referenzen, die ich erkenne, lösen bei mir einen Reflex aus, kenne ich sie hingegen nicht, bleiben sie mir vielleicht verborgen, oder ich fülle sie mit meiner eigenen Interpretation.
Kunstformen, Bilder, Musik, etc lösen Gefühle aus, jenseits von kulturellen Referenzen; Expressivität oder Ausdruck spielen dabei eine wichtige Rolle, jedoch auch die eigene Identität; zB Menschen, die in den Bergen wohnen, hängen zumindest andere und oft sehr weniger Bilder von Bergen auf, als Städter... sie brauchen sie (und diese Romantik) gar nicht, da sie die Berge ja täglich erleben...
Wenn die KI in ein generiertes Bild eine Merkwürdigkeit hineinsetzt, kann ich mir darüber Gedanken machen, ob die Technik noch nicht ausgereift ist. Wüsste ich hingegen nicht, dass das Bild KI-generiert ist, würde ich mich fragen, was sich der Künstler wohl dabei gedacht hat.
Malt ein Künstler so schlechte Bilder wie es KI heute macht, dann laufe ich weiter...

Genauso kann ich aber mich fragen, welche nicht offensichtliche Verknüpfung die KI zwischen den von mir vermuteten verschiedenen Domänen an Trainingsdaten (das technische Pendent zum individuellen Background eines menschlichen Künstlers) hier gezogen hat.
Deine Traningsdaten sind für mich - Stand heute - kein genuines Pendant, sondern eher copy, mix and paste. Es entsteht ja auch nichts Neues, zB als Antwort auf die vorgegangene Künstlergeneration.
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#51

Beitrag von MassMover »

Nun, ich laufe bei Bildern mancher Künstler generell weiter, vielleicht auch bei solchen, bei denen du stehen bleibst. Und umgekehrt sicherlich auch.

Man kann ja eine KI mit dem Erfahrungs-Pendant eines Bergbewohners trainieren, eine andere mit dem eines Stadtbewohners. Bzw. ich gehe davon aus, dass ein umfassend trainiertes Modell wie GPT instruiert werden kann, nur auf bestimmte Bereiche zurückzugreifen. Die gleiche Eingabe wird dann bei beiden Instanzen ziemlich unterschiedliche Ergebnisse hervorbringen.

Der nächste Schritt kann sein, eine KI ausschließlich mit den Ergebnissen vorangegangener KI zu trainieren, so dass über mehrere Generationen hinweg eine genuin künstliche Ästhetik entsteht.
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obmat
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#52

Beitrag von obmat »

Sicher kann es da weitere Entwicklungen geben...
deinen letzten Satz finde ich interessant: wenn KI nicht mehr die menschlichen "Werte" nachempfindet, und darin hybrid ist, was meiner Meinung nach sowieso nicht funktioniert, sondern klar sich selbst ist.
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kate
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#53

Beitrag von kate »

Bei KI Produkten muss man sich vor Augen halten, dass KI ein Konstrukt ist. So wurde ChatGPT mehrfach nachgewiesen zu lügen. Also Behauptungen aufzustellen die nachweislich falsch sind und die auch nach dem Training als verfügbare Information vorhanden waren. Je nach Training und Traningsumgebung kriegt man KI dazu einen schlechten van Gogh nach dem anderen zu produzieren, oder, wie ich das schon mal beklagt hab' eine dumme Kitschversion von Hubble-Astro-Fotos nach der anderen zu produzieren und als "Original" anzubieten.

Bisher ist KI ziemlicher Scheiss aber ein Teil des Quatsch kommt auch daher, dass Menschen die KI trainieren und die jeweilige KI Struktur mehr oder weniger vorgeben. KI kann bisher fast nur "billig" auf dem "Kreativsektor". Aber das Nachpinseln gab/gibt es ja schon ewig, tausende ewig reproduzierter röhrender Hirsche und glutäugiger Zigeunerinnen in deutschen Schlafzimmern legen übles Zeugnis davon ab.
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#54

Beitrag von MassMover »

Auch die Begriffe "menschliche Intelligenz", "Genialität", "Kreativität", "Kunst", "Seele", "Bewusstsein" sind allesamt Konstrukte. Für keine davon gibt es wissenschaftliche Massstäbe.

Mag sein, dass das immer noch in den Kinderschuhen steckt, aber letztlich ist das, was aktuell stattfindet, ein Angriff auf das menschliche Selbstverständnis.
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Macci
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#55

Beitrag von Macci »

Ich sehe es nicht als Angriff, ich sehe es als Ergänzung/Erweiterung.
Es werden neue Dinge entstehen, in viele Dinge des Alltags wird diese Technologie Einzug halten und damit einiges umkrempeln. Kreativität werden die Dinge nicht entwickeln, eher wie Schachcomputer geschickt kombinieren. Und wem das als kreativer Output reicht, der mag damit zufrieden sein.
Der Schaffensprozess, den man als Mensch ganz bewusst sucht und erlebt, der ist davon nicht betroffen. Den wird es weiter geben, ob mit oder ohne KI. Sie ist und bleibt ein Werkzeug.
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