MassMover hat geschrieben: ↑Di 9. Mai 2023, 15:25
obmat hat geschrieben: ↑Di 9. Mai 2023, 14:16
Die aktuellen Mythen (Mythos, von altgriechisch μῦθος, „Laut, Wort, Rede, Erzählung, sagenhafte Geschichte) liegen menschliche Erfahrungen zugrunde, die bei von Algorithmen produzierten Narrativen fehlen.
Aber das Ausgangsmaterial, mit dem sämtliche KI-Modelle trainiert werden, egal ob bild-kreierende oder Textmodelle, sind doch menschliche Erfahrungen.
Das stimmt teilweise, trifft lediglich für die formalen und technischen, d.h. programmierbaren Aspekte, jedoch nicht für die inhaltlichen, zu.
Um bei einem Bildbeispiel zu bleiben: HDR (HighDynamicRange)-software war vor einigen Jahren beliebt; sie rechnet unterschiedliche Belichtungen nach eigenen Logarithmen, also automatisiert, zusammen: das meiste was damals davon zu Sehen war, war - pardon - Mist resp. langweiliger Effekt.
Nach technischen Vorgaben wurden Belichtungen kombiniert, ohne inhaltliche Präferenzen. Erst selektive Montagen, d. h. Ebenenmasken, bei denen inhaltlich wichtige Bildteile anders behandelt wurden als unwichtige Bildteile, also eine bewusst getroffene Auswahl mit inhaltlichem Bezug, machte HDR zu einem tool, welches nicht Selbstzweck war.
Ein Mensch, mit Bezug und Gefühl für das Thema sowie bildlicher Intuition war nötig, um inhaltliche Entscheidung zu treffen, um etwas Interessantes herzustellen. Genau diese Punkte fehlen KI.
Beim Betrachten von Kunst erst fängt dann bei mir die Einordnung an. Kulturelle Referenzen, die ich erkenne, lösen bei mir einen Reflex aus, kenne ich sie hingegen nicht, bleiben sie mir vielleicht verborgen, oder ich fülle sie mit meiner eigenen Interpretation.
Kunstformen, Bilder, Musik, etc lösen Gefühle aus, jenseits von kulturellen Referenzen; Expressivität oder Ausdruck spielen dabei eine wichtige Rolle, jedoch auch die eigene Identität; zB Menschen, die in den Bergen wohnen, hängen zumindest andere und oft sehr weniger Bilder von Bergen auf, als Städter... sie brauchen sie (und diese Romantik) gar nicht, da sie die Berge ja täglich erleben...
Wenn die KI in ein generiertes Bild eine Merkwürdigkeit hineinsetzt, kann ich mir darüber Gedanken machen, ob die Technik noch nicht ausgereift ist. Wüsste ich hingegen nicht, dass das Bild KI-generiert ist, würde ich mich fragen, was sich der Künstler wohl dabei gedacht hat.
Malt ein Künstler so schlechte Bilder wie es KI heute macht, dann laufe ich weiter...
Genauso kann ich aber mich fragen, welche nicht offensichtliche Verknüpfung die KI zwischen den von mir vermuteten verschiedenen Domänen an Trainingsdaten (das technische Pendent zum individuellen Background eines menschlichen Künstlers) hier gezogen hat.
Deine Traningsdaten sind für mich - Stand heute - kein genuines Pendant, sondern eher copy, mix and paste. Es entsteht ja auch nichts Neues, zB als Antwort auf die vorgegangene Künstlergeneration.